Im Damensattel
Kultur Extra, 07.06.2012
Ein humorvolles Stück über eine junge Frau, deren wichtigster Halt ihr Herrenrad ist, in zwei Inszenierungen in Berlin und Karlsruhe
Eine dieser Einzelkämpferinnen, die ihr Gefühlsleben komplett ans Fahrrad angeschlossen zu haben und damit gut zu fahren scheint, ist Franziska – die junge Frau in Fisch fährt Fahrrad, dem neuen Theaterstück von Harald-Alexander Korp. Genauer gesagt handelt es sich um eine Musikrevue für eine Schauspielerin und einen begleitenden Pianisten, der in der Berliner Inszenierung von Corinna Jarosch als Akteur nur kurz in die One-Woman-Show eingreifen darf.
Der Berliner Theaterautor Korp – selbst passionierter Zweiradfahrer – nutzt den seit Jahren anhaltenden Trend des Umsattelns in bürgerlichen Kreisen als Folie für das humorvolle Porträt einer Großstadtneurotikerin, deren wichtigster Halt ihr Herrenrad ist. Ein altes, schweres und schnörkelloses, aber fahrtüchtiges Rad ist das. Denn wer mit genügend eigener Lebendigkeit gesegnet ist wie Franziska, braucht kein fancy Fixie oder vollbewegliches BMXer, sondern solide Wertarbeit, die frau beim alltäglichen Ritt durch den Asphaltdschungel nicht im Stich lässt. Und so kurvte Franziska mit ihrem treuen Gefährten über die Off-Bühnen Berlins – just bevor auf der Dachterrasse des Hauses der Kulturen der Welt (ehemals Kongresshalle) mit einem „Aktionstag der Über Lebenskunst.Radoffensive" Sonntag nachmittag die Alltagstauglichkeit des Fahrrads als DAS innerstädtische Verkehrsmobil unter Beweis gestellt wurde.