Jesus und Mohammed
Quantara.de, 21.07.2005
Interreligiöses Theaterprojekt
Ein ungewöhnliches Theaterprojekt über die Begegnung zweier Weltreligionen wurde kürzlich auf dem Evangelischen Kirchentag aufgeführt. Im Anschluss konnten Theater-interessierte Christen und Muslime über Gemeinsamkeiten und Tabus diskutieren. Von Cem Sey
Was würde wohl geschehen, wenn Mohammed und Jesus sich begegneten? Gibt es dann Streit oder Frieden?" - Diese Frage stellte sich der Berliner Regisseur Harald-Alexander Korp, als er sich an ein ungewöhnliches Theaterprojekt heranmachte: ein für viele Gläubige gewiss auch provokantes Theaterstück mit dem Titel "Jesus und Mohammed", dargeboten - auch dies sehr unorthodox - von zwei weiblichen Schauspielern.
Aus Respekt vor dem islamischen Glauben schlüpfen die Darstellerinnen allerdings nicht optisch in die Rolle Mohammeds, was aus Sicht frommer Muslime auch männlichen Darstellern verboten wäre, sondern konzentrieren sich auf das Rezitieren der religiösen Texte.
Austausch zwischen den Religionen
Im Theaterhaus in Berlin-Mitte üben die Schauspielerinnen Nina Herting und Mia Kaspari vom Spiritdialox-Theater den Streit zwischen den Religionen. Es ist ein fiktives Streitgespräch zwischen Jesus und Mohammed.
"Es ist natürlich spannend, wenn man die verschiedenen Religionen miteinander in den Dialog kommen lässt, auch miteinander konfrontiert", sagt Korp, denn dadurch werde auch die eigene Identität noch einmal neu überdacht und damit klarer. "So entsteht ein sehr kreativer Austausch zwischen den Religionen. Und natürlich auch ein Streit zwischen ihnen im positiven Sinne."
Korp, der unter anderem Theologie und Philosophie studiert hat, sieht darin auch eine persönliche Bereicherung und Herausforderung. Er will herausfinden, wie weit man die Texte dadurch erneuern, ihnen frische Energie geben kann.
Es sind zwar im Prinzip Originaltexte, der er sich bedient - aus der Bibel und aus einer deutschen Übersetzung des Korans. Aber die Mischung, die auf der Bühne präsentiert wird - die ist künstlich.
"Die Idee war", so Korp, "dass man Originaltexte nimmt, sie aber miteinander montiert. Das heißt, dass Texte aus dem Koran und Texte aus der Bibel von einem (weiblichen) Schauspieler gesprochen werden, ohne dass man immer genau unterscheiden kann: Wann ist es ein Text aus dem Koran, wann ist es aus der Bibel? Und die Schauspieler kommen dabei dann auch noch zu einer Art Streitgespräch."